Die armen, ungebildeten Inder



Quelle: sanctuaryasia.com


Das Foto kennen sicherlich einige von euch. Eine Straße im indischen Westbengalen. Darauf zu sehen eine Elefantenkuh, hinter ihr ein Kalb, das in Flammen steht.
Es wurde mit brennenden Teerklumpen beworfen.
„Hell is here“, schrieb der Fotograf zu diesem Bild, für das er diesen Oktober mit dem Sanctuary Wildlife Photography Award ausgezeichnet wurde.
Keine Frage, es ist ein furchtbares Foto. Es ist eine Situation, die einen sprachlos und traurig macht und die berechtigterweise durch die Medien ging.
Wie dies allerdings geschah, wie teilweise reagiert wurde, das macht nicht nur traurig, das macht mich richtig wütend.

Ich will diese Tat nicht rechtfertigen, aber man soll doch bitte zwei Sekunden darüber nachdenken, warum da jemand brennenden Teer auf Elefanten geschmissen hat. Das macht man ja nicht aus Spaß.
Elefanten sind gefährliche Tiere, Todesfälle keine Seltenheit. Und durch die Zerstörung ihrer Lebensräume treffen sie immer öfter auf Dörfer und zerstören dort die Felder, die für knapp fünfzig Prozent der indischen Bevölkerung Existenzgrundlage sind.
Schon in unserer ersten Woche hier wurde uns in Verapandi Pirivu von dem Problem berichtet.

Wenn einschlägige Medien dann,  offensichtlich ohne einen tieferen Gedanken, davon schreiben, dass Tierquälerei und Demütigung an der Tagesordnung seien (*hust* Deutsche Geflügelfarmen *hust*) und die Menschen dies unter dem Vorwand getan hätten, ihr Dorf zu schützen und man dann noch nebenbei das Wort angeblich einfließen lässt…
Dann haben da ein paar Journalisten offensichtlich sehr schnelle und sehr schlechte Arbeit geleistet.

Und wozu führt so eine arrogante und unsachliche Berichterstattung?

Das führt dazu, dass unter dem Beitrag der tagesschau auf Facebook, der das entsprechende Bild zeigt, folgendes kommentiert wird:

„Ja, man möchte wütend sein, aber ich kann es nicht. Diese Menschen sind arm, sie sind ungebildet und sie wissen es nicht besser. Das ist auch der Grund, warum Nasshörnern das Horn abgeschnitten und Regenwälder abgeholzt werden.“

Mal abgesehen von diesem kausal absolut unverständlichen zweiten Satz. Begreift er, was er da schreibt?

Oh, du kannst nicht wütend sein, du edler und guter Mensch. Denn du verstehst sie. Du verstehst, dass sie alle arm sind und ungebildet. Dass sie sind wie kleine Kinder, um die man sich kümmern muss, da sie es ja selbst nicht besser wissen. Aber du, du weißt es besser, denn du bist ein mündiger und gebildeter Mensch. Du bist ein Europäer und in deiner göttlichen Weißheit hast du sogar das erbarmende Herz, diesen einfachen, schlichten Wesen ihre unmenschlichen Taten zu verzeihen.


Ich verweise auf das gelungene Wortspiel im letzten Satz, bin mir meiner situativen Arroganz vollkommen bewusst und gehe dann mal kotzen.

Guten Tag!

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