Es könnte jeder sein


„Bildet euch Nichts ein! Ihr wisst es nicht und ihr bemerkt es nicht!“

Schon ein super Gefühl. Man sitzt im Stuhlkreis und hört der Referentin des Seminarblocks bei ihrem Abschlussmonolog zu.
In den 10 Tagen Vorbereitungsseminar für unseren weltwärts-Einsatz standen viele Themen auf dem Plan. An diesem Vormittag ging es um Kindesschutz.
Insbesondere für Benedict und mich relevant, immerhin arbeiten wir die gesamten acht Monate in einem Kinderheim.

Umso beunruhigender ist es, dort zu sitzen und einem Vortrag über sexuellen Missbrauch zu folgen.
Man habe keine Chance, die Täter zu erkennen. Sie würden oft sehr beliebt sein und gute Beziehungen zu den Kindern aufbauen, um die Grenzen nach und nach auszudehnen.

"Mal ein Playboy, der zufällig rumliegt; beim nächsten Mal einen Softporno gemeinsam gucken."


  
Schritt für Schritt für Schritt.

Mich hat nicht die Perversion und Aktualität der Thematik erschreckt, die ist mir aus den Präventionsschulungen vor sexuellem Missbrauch bekannt, die ich im Rahmen meines Ehrenamtes in der Jugendarbeit absolviert habe.
Erschreckt habe ich mich vor mir selbst, vor dem, was ich gedacht habe.
Ohne es anfänglich zu merken, bin ich in meinem Kopf die Menschen durchgegangen, mit denen ich seit Jahren zusammen Kinder betreue.
Ich habe überlegt, wie sie zu ihnen stehen, was für Menschen sie sind und wie gut ich sie kenne.
Es sind Freunde. Es sind gute Gruppenleiter, nie gab es auch nur die Spur eines Missbrauchs und alle sind geschult in Betreuung von Kindern und Prävention von sexueller Gewalt.

Nichtsdestotrotz kann ich mein Gehirn nicht abschalten.
In diesem Kontext so seltsam und so ekelhaft.
Immer und immer wieder derselbe Satz in meinem Kopf. 

Ihr wisst es nicht und ihr bemerkt es nicht!

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